Information checkedInformation unaudited Information geprüft Information ungeprüft Fünf Namen in 42 Jahren – Und ein Herz für die Kunden
Seit über vier Jahrzehnten ist Roger Teil der LLB. Im Interview erzählt er von bewegenden Momenten wie dem Börsencrash 1987, von der Zeit, als Bankgeschäfte noch per Schreibmaschine erledigt wurden – und warum für ihn der persönliche Kontakt zu den Kundinnen und Kunden bis heute das Wichtigste geblieben ist.
Roger, wie lange bist du schon bei der LLB?
Im November sind es 42 Jahre – genau genommen also 41 Jahre und 10 Monate.
Ich absolvierte schon meine Lehre bei der damaligen Sarganserländischen Bank in Bad Ragaz. Nach der Lehre ging ich in die Buchhaltung der Reha-Klinik in Valens, da ich damals noch dachte, ich werde Buchhalter. Aber das war so ein einsamer Job – ich wollte mich also jobmässig wieder verändern.
Und wie es so gehen kam, rief mich mein früherer Chef aus der Lehrzeit an und fragte, ob ich nicht zurückkommen möchte. Gesagt, getan und so startete ich im Frühjahr 1987 in der Wertschriftenabteilung.
Kannst du dich noch an deinen ersten Arbeitstag erinnern?
An den ersten Tag meiner Lehre nicht wirklich, aber dafür umso besser an meinen Wiedereinstieg 1987. Es war während der Fasnacht, wo ich selbstverständlich auch kräftig mitgefeiert habe. Entsprechend war ich an diesem Tag nicht ganz auf der Höhe. Man hat es mir aber verziehen.
Gab es ein Erlebnis aus dieser Zeit, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Oh ja! Ich habe im Frühjahr 1987 wieder bei der Bank angefangen und hatte im Oktober Ferien. Kaum war ich zurück, ging der Börsencrash los, auch bekannt als «Black Monday». Es war der schwerste Einbruch der Märkte seit 1929.
Damals waren noch Wertschriftengeschäfte auf Blankobasis üblich, ohne Deckung. Diese sogenannten LIQ-Geschäfte wurden oft mit Laufzeiten von einem bis drei Monate abgeschlossen und die Kunden mussten den Kauf von Wertpapieren nicht sofort bezahlen, die Verrechnung erfolgte erst beim Verkauf, aber natürlich zu den ursprünglichen Einstiegspreisen. Beim Börsencrash wurde genau das vielen Bank zum Verhängnis. Auch uns. Deshalb kam es 1988 zur Fusion mit der Bank vom Linthgebiet, daraus entstand die Bank Linthgebiet-Sarganserland.
Die damalige Generalversammlung zur Fusion war sehr emotional und dauerte vier oder fünf Stunden. Die Dreifachturnhalle in Sargans war gut besucht. Es gab heftigen Widerstand gegen diese Fusion, denn die Aktionäre hatten Angst, ihre Identität als Sarganserländer zu verlieren.
Wie hat sich die Bank in all den Jahren verändert?
Natürlich sehr stark, wenn ich nur allein an die ganzen Namensänderungen und die damit verbundenen Fusionen bzw. Übernahmen denke. Von der Sarganserländischen Bank zur Bank Linthgebiet-Sarganserland, dann zu Bank Linth und Bank Linth LLB und heute sind wir die LLB Schweiz. Wie ich vorher schon erzählt habe, gab es heftigen Widerstand bei der Fusion mit der Bank vom Linthgebiet. Und auch die ganzen anderen Änderungen bedeuteten für uns auch immer wieder, schwierige Kundengespräche zu führen. Ich persönlich war Neuem gegenüber immer sehr offen und habe mir nie viele Gedanken gemacht. Aber die Reaktionen der Kunden haben mich doch sehr beschäftigt.
«Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.»
Molière
Neben diesen einschneidenden Veränderungen hat sich auch das Bankwesen selbst stark gewandelt. Zu meiner Lehrzeit war die Bank sogar noch samstags geöffnet und auch wir Lehrlinge mussten jeden zweiten Samstag arbeiten. Wir waren in Bad Ragaz ein Team von zwölf bis vierzehn Mitarbeitenden verteilt auf drei Stockwerke. An drei Schaltern haben wir Kunden bedient. Zu dieser Zeit gab es noch keine Bankomaten. Das bedeutete für uns, dass der Arbeitsalltag aus Ein- und Auszahlungen sowie Change bestand und Schecks aus der ganzen Welt bei uns eingelöst wurden. Alles wurde mit der Schreibmaschine erledigt, selbstverständlich waren Durchschläge und Fehler verpönt. Die erste elektrische Schreibmaschine war ein Highlight!
Und noch so nebenbei erwähnt: 1984, kurz vor meinem Lehrabschluss, erhielt ich die erste EC-Karte.
Was würdest du dir aus dieser Zeit zurückwünschen?
Ganz klar: die persönliche Nähe zu den Kunden. Es gab keine E-Mails, keine Smartphones – alles lief über persönliche Gespräche oder übers Telefon.
Wie hat sich deine Arbeit durch die Digitalisierung verändert?
Ich behaupte, die Administration ist mehr geworden – auch wenn wir praktisch kein Papier mehr haben. Ich sage immer, Rot ist jetzt meine Lieblingsfarbe, denn bei mir ist der Grossteil der Issues rot markiert.
Rückblickend: Gibt es etwas, das du heute anders machen würdest?
Ich glaube nicht, denn ich hatte einen guten Start ins Berufsleben. Eine Banklehre war damals hoch angesehen. Und alles, was danach kam, konnte ich nicht immer beeinflussen.
Ich hatte mir mal kurz überlegt, in die IT zu wechseln, und ich hätte die Chance gehabt, bei der damaligen «Volksbank» in Bern die Ausbildung zu machen. Aber meine damalige Freundin – übrigens heute meine Frau – wollte nicht nach Bern umziehen. Und so bin ich auch hiergeblieben.
Ein Kunde hat mich mal gefragt, warum ich nicht nach Zürich gehe – zur Schweizerischen Kreditanstalt oder zu einer anderen Grossbank, dort würde ich fast doppelt so viel verdienen. Aber da hätte ich zwei Stunden Arbeitsweg gehabt, hätte meine Kinder morgens und abends praktisch nicht gesehen. Da habe ich gerne darauf verzichtet und dafür mehr Zeit mit meiner Familie verbracht.
Was würdest du neuen Mitarbeitenden oder Lernenden bei der LLB mit auf den Weg geben?
Sich ins Team integrieren und sich einbringen. Unbedingt Fragen stellen und sich auch mit älteren Kolleginnen und Kollegen austauschen. So lernt man am besten. Und: Geduld haben!
Geschichte LLB Schweiz
- Nach der Fusion der Sarganserländischen Bank mit der Bank vom Linthgebiet entstand 1988 die Bank Linthgebiet-Sarganserland.
- Die Bank expandierte 1993 durch die Fusion mit der Sparkasse Stäfa und der Übernahme der Sparkasse Uetikon. 1994 wurde der Name auf Bank Linth gekürzt.
- 2002 folgte die Übernahme der Spar- und Leihkassa Kaltbrunn.
- 2007 stieg die LLB als Mehrheitsaktionärin bei der Bank Linth ein.
- 2022 folgte dann die komplette Übernahme durch die LLB und die Dekotierung der Bank Linth von der Börse.
- Seit 2023 tritt die ehemalige Bank Linth als LLB (Schweiz) AG auf – als Teil der einheitlichen Markenstrategie der LLB-Gruppe.