Information checkedInformation unaudited Information geprüft Information ungeprüft Im Gespräch mit Toni Hoop
Toni Hoop ist seit über 45 Jahren bei der LLB und hat in dieser Zeit nicht nur die Anfänge der Digitalisierung erlebt, sondern auch weitere spannende Anekdoten zu erzählen. Im Interview spricht er über die Anfänge ohne Computer, die Einführung von Avaloq und eine fast verloren gegangene Millionenüberweisung.
Toni, du hast 1977 als Lehrling bei der LLB gestartet. Wie waren die ersten Wochen für dich?
Daran habe ich gute Erinnerungen. Ich war in einem kleinen Büro mit zwei Kollegen. Einer war für die Materialverwaltung zuständig und der andere betreute die damals ganz neuen Bancomat-Karten. Nach nur einer Woche liess man mich auch schon mal allein im Büro. Als Lehrling musste ich dann alles alleine managen, das war damals ganz normal.
Wie war denn die Ausbildung damals im Vergleich zu heute?
Früher kannten wir uns untereinander noch und wirklich jede Kollegin und jeden Kollegen. Gerade als Lehrling kam ich in jede Abteilung und so lernte man das Bankengeschäft sehr praktisch kennen. Wenn wir Gutschriftenanzeigen von Hand ausfüllten – natürlich mit Durchschlägen – musste ich schon verstehen, was ich tat. Ein Fehler bedeutete, dass man wieder von vorne anfangen konnte.
Heute ist das meiste automatisiert und digitalisiert, schon dank der IT-Unterstützung fallen nur noch wenige manuelle Arbeiten an.
Nach Abschluss deiner Lehre, wie ging es da weiter?
Zuerst war ich in der damaligen Agentur und heutigen Geschäftsstelle Eschen tätig, dort fühlte ich mich sehr wohl. Doch hat man mich sozusagen in den Ferien auf den Seychellen direkt in den Zahlungsverkehr rekrutiert.
In den Ferien? Wie denn das?
Ich habe immer im Januar und Februar Ferien genommen. Meistens hatte ich Ende Februar sogar meinen ganzen Jahresurlaub aufgebraucht (lacht).
Mit Freunden war ich auf den Seychellen – wie fast jedes Jahr. Natürlich ohne Handy, das gab es noch gar nicht und da wir das Hotel nicht im Voraus gebucht hatten, wusste auch daheim niemand, wo wir genau waren. Plötzlich erhielt ich im Hotel eine Nachricht, ich solle bei der Liechtensteinischen Landesbank einen Herrn Risch anrufen. Und ich dachte nur, oh je, was habe ich wohl für einen Mist gemacht, denn mein damaliger oberster Chef hiess auch Risch. Ich rief also an, es war aber Wolfgang Risch aus dem Zahlungsverkehr und er bot mir einen Job an. Ich musste zwar noch kurz überlegen, habe dann aber zugesagt.
Und dann bist du dem Zahlungsverkehr treu geblieben.
Ja, aber in verschiedenen Funktionen. Es hat sich ständig etwas verändert und alle paar Jahre kam etwas Neues dazu.
Stichwort Veränderung: Wie hat sich die LLB aus deiner Sicht in all den Jahren verändert?
Die Bank ist gewachsen, damals waren wir etwas mehr als 100 Mitarbeitende. Wir kannten uns untereinander und früher oder später hatte man mit jedem etwas zu tun. Und natürlich gab es einige Abteilungen noch gar nicht, wie beispielsweise Compliance oder Marketing.
Heute sind wir natürlich grösser und ich kenne bei Weitem nicht mehr alle. Es ist aus meiner Sicht alles hektischer geworden. In Eschen beispielsweise, hatten wir den Schalter voller Leute, trotzdem konnten wir uns auf unsere Arbeit konzentrieren. Nur ein Telefonanruf konnte stören. Aber heute haben wir E-Mails und Chats, von denen wir dauernd abgelenkt werden. Oder nach den Ferien – da muss man ja zuerst mal 150 E-Mails und mehr durchstöbern, damit man wieder auf dem neusten Stand ist.
Gibt es Meilensteine, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Ein grosser Schritt war sicher die Einführung von Avaloq 2011. Auch wenn es aus meiner Sicht für den Zahlungsverkehr eher ein Rückschritt war. Das vorherige System haben wir selbst entwickelt und es war genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten. Sogar andere Banken haben uns darum beneidet, denn wir konnten Änderungen rasch umsetzen, was mit Avaloq dann nicht mehr so einfach war.
Ich war bei der Einführung von Avaloq federführend für den Zahlungsverkehr dabei – das bedeutete aber auch, dass ich 60 oder sogar 70 Stunden pro Woche arbeitete. Wir mussten Testfälle anlegen und durchspielen, Dokumentationen erstellen sowie Schulungen durchführen. Es war eine sehr intensive Zeit, aber auch sehr spannend.
Parallel zur Einführung gab es noch ein Projekt, bei dem ich im Bankenverband im Ausschuss Operations als Vertreter der LLB dabei war. Wir hatten in Liechtenstein damals die orangefarbenen Einzahlungsscheine im Einsatz, da wir dasselbe Zahlungssystem wie die Schweiz haben. Diese Einzahlungsscheine waren aber nicht mehr kompatibel mit der EU-Gesetzgebung. Zusammen mit der Einführung von Avaloq war das eine grosse Doppelbelastung.
In der heutigen hektischen Zeit müssen die Menschen wieder lernen, mehr zu Ruhe zu kommen.
Toni Hoop, Client Account & Payment Services
Es gab doch sicherlich auch das eine oder andere Missgeschick, das dir in Erinnerung geblieben ist?
Oh ja. Wir haben einmal einen USD-Millionenbetrag an eine falsche indische Bank überwiesen. Wir haben eine Woche gebraucht, um das Geld zurückzuholen. Ich war stundenlang am Telefon, um die richtigen Personen zu erwischen und es hat uns einige schlaflose Nächte bereitet – aber wir haben es geschafft.
Würdest du dich zurückblickend nochmals für eine Bank entscheiden?
Nein, ich glaube nicht. Ich würde heute eher eine Ausbildung im Gesundheitsbereich machen, und zwar in der Prävention – zum Beispiel Yoga oder Meditation. Das würde mich mehr interessieren.
Ich hätte auch nie gedacht, dass ich so lange bei der LLB bleiben würde. Viele Kollegen, die mit mir abgeschlossen haben, haben anschliessend noch Weiterbildungen gemacht. Aber ich wollte eigentlich nur reisen. So arbeitete ich, damit ich mir diese Reisen finanzieren konnte.
Was würdest du jungen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben?
Denkt mit, verlasst euch nicht nur auf das Internet oder euer Handy. Ich sehe das auch bei meinen Kindern: Ohne Technik sind viele verloren.