Deutsch

Information checkedInformation unaudited Information geprüft Information ungeprüft Interview mit Michael Hartmann

Am 1. Juni hat Michael Hartmann seine Funktion als Leiter der Division Privat- und Firmenkunden gestartet. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen in der Finanzbranche gesprochen und was ihn privat begeistert.

Von Cornelia Zeh

Herzlich willkommen bei der LLB, Michael. Und damit direkt zur ersten Frage: Warum hast du dich für die LLB entschieden?

Mit 55 Jahren und über insgesamt 27 Jahren Erfahrung bei derselben Bank war für mich klar: Ich möchte mich nochmals weiterentwickeln. Dabei war mir wichtig, ein Umfeld zu finden, das nicht nur fachlich, sondern auch kulturell zu mir passt, und einen Ort, an dem ich mitgestalten kann. Im Verlauf des Bewerbungsprozesses habe ich die LLB als eine Bank kennengelernt, die tief verwurzelt ist, aber gleichzeitig den Blick nach vorne richtet. Mich beeindruckt, mit welcher Professionalität und Kompetenz gearbeitet wird und wie über Generationen hinweg viel Substanz aufgebaut wurde. Gleichzeitig hat mich die Position mit der Kombination aus Private Banking und Firmenkundengeschäft angesprochen. Auch die strategischen Stossrichtungen und der unternehmerische Anspruch haben mich überzeugt. Zusammengefasst: Ein guter Match, und ich freue mich sehr, nun Teil der LLB zu sein.

Stichwort Liechtenstein: Wie gefällt es dir bisher im Land und was sind deine ersten Eindrücke?

Was mir besonders aufgefallen ist, sind die Freundlichkeit und das starke Miteinander – man spürt die «DU-Kultur» nicht nur sprachlich, sondern auch im Umgang: direkt, offen, respektvoll. Ich hatte bereits verschiedene Begegnungen dieser Art, nicht nur in der Bank. So zum Beispiel bei der Suche nach einer Wohnung oder beim Einkaufen in Vaduz. Es wirkt bodenständig, ähnlich wie im Kanton Schwyz, wo ich herkomme. Diese Art von Nähe schafft Vertrauen und gibt einem schnell das Gefühl, dazuzugehören. Und natürlich gefällt mir die Landschaft, da ich ein regelmässiger Berggänger bin.

graphic graphic

Gab es Stationen in deiner Karriere, die dich besonders geprägt haben?

Mehrere – beruflich wie menschlich. Fachlich waren es sicher prägende Ereignisse wie die Immobilienkrise in den 1990ern, die Finanzkrise oder die Einführung von Ratingsystemen im Kreditgeschäft. Solche Etappen haben mein Risikobewusstsein und mein strategisches Denken geschärft.

Besonders prägend war aber auch mein Abstecher ins Unternehmertum. Als Teil des Gründerteams von MoneyPark – einem stark datenbasierten Fintech-Start-up – durfte ich eine Firma auf der grünen Wiese mitaufbauen. Ohne Kundenstamm und ohne Marke unternehmerisch tätig zu sein, war herausfordernd, horizonterweiternd und letztlich auch erfolgreich. Der Verkauf an Helvetia war ein schöner Abschluss.

Und natürlich waren es Menschen, die mich stark geprägt haben – Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen, die inspiriert, gefordert und gefördert haben. Besonders hervorheben möchte ich meine letzte Chefin, die mit Mut und Tempo geführt hat. Das hat mich beeindruckt. Solche Begegnungen bleiben. Und sie bestärken mich darin, dass Leadership eine Herzensangelegenheit ist.

Was fasziniert dich nach all den Jahren noch an der Finanzbranche?

Dass sie sich stetig verändert und wir mittendrin sind. Früher haben wir im Firmenkundengeschäft der Industrie gepredigt, sie müsse effizienter werden. Heute merken wir: Die Hausaufgaben haben wir selbst auch noch nicht komplett gemacht. Dabei sehe ich grosse Chancen in der Digitalisierung – vor allem durch KI. Wenn wir sie richtig nutzen, wird sie uns helfen, unsere Kundinnen und Kunden zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Themen zu erreichen und die Bindung zu erhöhen. Und weil ich die These habe, dass KI auch eine empathische Wirkung erzielen kann, müssen wir das im Banking sehr genau verfolgen. Mit Sicherheit wird uns die Technologie etwas zurückgeben, das im Banking oft verloren geht: Zeit für das wirklich Wichtige. Zeit für den Menschen.

Die Technologie bringt uns etwas zurück, das im Banking oft verloren geht: Zeit für das wirklich Wichtige. Zeit für den Menschen.

Michael Hartmann, Leiter Division Privat- und Firmenkunden

Wie beschreiben dich Freunde in drei Worten?

Kreativ, ideenreich und «ein Hansdampf in allen Gassen».

Warum gerade «Hansdampf in allen Gassen»?

Weil ich mich für vieles begeistere. Beispielsweise lese ich gerne, aktuell ist es die Bücherreihe von Tim Marshall, wie «Die Macht der Geografie» oder «Die Geografie der Zukunft», also u.a. über Astropolitik. Zudem reise ich gerne und das am liebsten abseits der Strassen, nämlich offroad wie in Namibia, Marokko oder kürzlich in Costa Rica. Und ich probiere gerne Neues aus. Letztes Jahr habe ich einen Land Rover Defender restauriert – zugegeben, mit professioneller Hilfe, sonst wäre er heute noch nicht fertig. Und mit meiner Tochter lernte ich dieses Jahr noch Wellenreiten.

Hast du ein Motto oder eine Lebensphilosophie?

Ein Satz, der mich oft begleitet und mich auch immer wieder zum Nachdenken bringt, ist: «Denke vor, nicht nach.» Allein darüber könnten wir jetzt seitenfüllend philosophieren, denn das klingt provokativ, fast widersprüchlich. Schliesslich ist Nachdenken etwas Gutes. Und genau darin liegt der Reiz: Für mich bedeutet dieser Satz, nicht nur Vergangenes zu analysieren, sondern auch voranzugehen. Es ist eine Einladung für Weitblick, Mut und Verantwortung. Das heisst aber auch: zuhören, beobachten, einordnen und dann entscheiden.

Wie verbringst du deine Zeit ausserhalb des Büros?

Gute Gesellschaft ist mir wichtig und die verbringe ich gerne mit meinen Liebsten. Ich habe einen überschaubaren und für mich wichtigen Freundeskreis, den ich pflege und mit einem weiteren Hobby verbinde: nämlich Kochen. Viele Freundschaften haben sich aus beruflichen Berührungspunkten oder durch den Militärdienst ergeben. Sport gehört ebenfalls zu meiner Freizeit. Als ehemaliger Mittelstreckenläufer suche ich gerne meine Grenzen – auch heute noch, wenn auch nicht mehr ganz so intensiv wie früher.

Und wie tankst du neue Energie?

Ich kann zum Glück sehr gut abschalten, habe einen guten Schlaf und pflege einen gesunden Lebensstil. Das gibt mir die nötige Energie, um mit Belastungen gut umgehen zu können. Zudem ist mir wichtig, dass ich im Beruf ein gesundes Umfeld habe und der Inhalt Freude macht.

Worauf freust du dich besonders bei deiner neuen Aufgabe?

Auf die Menschen! Für mich ist es elementar, dass ich am Morgen gerne ins Büro komme und ich mich darauf freue, Gleichgesinnte zu treffen, die Freude am Banking und unserer LLB haben. Gemeinsam etwas zu bewegen und die Extrameile zu gehen, das erfüllt mich.

Hast du dich auf deinen ersten Arbeitstag vorbereitet und wie sieht dein Einarbeitungsplan aus?

Ja – ich hatte das Privileg, zwischen den beiden Funktionen eine kurze Auszeit zu nehmen. Das hat geholfen, gedanklich abzuschliessen und Platz zu schaffen für Neues. Ich habe die letzten Tage genutzt, um mich in die Themen einzulesen. Zudem war ich am Finanz Forum Liechtenstein, um mein persönliches Netzwerk zu erweitern. Im Juni folgen bereits wichtige Termine wie die VR-Klausur und Kundenanlässe. Ich freue mich darauf, viele Kolleginnen und Kollegen persönlich kennenzulernen – genauso wie unsere Kundinnen und Kunden. Denn der persönliche Austausch ist mir besonders wichtig.

Wie bist du als Führungskraft?

Ich vertraue auf meinen inneren Kompass, der Leistung, Entwicklung und Wertschätzung in Balance bringt. Ich bin überzeugt, dass Führung dann wirksam ist, wenn sie auf Sinn, Verbindung und Klarheit basiert und auf einem echten Interesse an den Stärken der Menschen. Dabei spreche ich auch Dinge an, die unangenehm sein können, aber immer mit dem Ziel, die Organisation besser zu machen und wachsen zu können. Als Orientierungspunkte sind mir Ziele wichtig, wofür ich Commitment einfordere und wo ich mich auch für die Umsetzung verantwortlich fühle. Entsprechend reflektiere ich auch meine Rolle. Darum ist Feedback herzlich willkommen und Humor ebenso.

Gibt es eine «Bedienungsanleitung Michael?»

Ein paar m&mʼs oder Chips zur richtigen Zeit können Wunder bewirken. Aber im Ernst: Ich glaube an echte, ehrliche Begegnungen auf Augenhöhe. Ich freue mich, wenn Menschen sich einbringen, mitdenken, auch widersprechen und Meinungen hinterfragen. Die Welt ist komplexer geworden – und ich bin überzeugt, dass wir Lösungen nur gemeinsam finden, wenn Offenheit, Mut und ein gesunder Pragmatismus zusammenkommen.

Über Michael Hartmann
graphic graphic

Michael Hartmann ist seit 1. Juni 2025 Leiter der Division Privat- und Firmenkunden und Mitglied der LLB-Gruppenleitung. Er bringt langjährige Erfahrung aus der Finanzwelt mit. Nach seiner kaufmännischen Lehre im Notariatswesen startete er 1989 bei der Zürcher Kantonalbank. Dort übernahm er rasch Verantwortung in verschiedenen Bereichen, unter anderem im Firmenkundengeschäft. Ein Abstecher führte ihn zur Citigroup nach London, bevor er 2012 als Mitgründer von MoneyPark den Aufbau des schweizweiten Vertriebsnetzes mitgestaltete. 2020 wechselte er zurück zur ZKB und verantwortete als Marktgebietsleiter das Private Banking der Region Zürich-West.

Er absolvierte die Weiterbildung zum eidg. dipl. Bankfachmann und das Executive Program am Swiss Finance Institute in Zürich. Zudem hat er den NDS Executive Master of Finance an der FH in Zürich absolviert.